In einem Brief hat Bischof Overbeck mitgeteilt, dass die Erstkommunion in diesem Jahr aufgrund von Corona in der ersten Jahreshälfte 2020 nicht stattfinden wird.
Hier der Brief:
Liebe Schwestern und Brüder,
das Corona-Virus hat unser Land, Europa und die ganze Welt in eine außergewöhnliche Krise geführt. Noch bis vor wenigen Wochen konnten wir uns kaum vorstellen, was in diesen Tagen Wirklichkeit geworden ist: Wir müssen unser gesamtes Leben für einige Zeit völlig umstellen, um unsere Gesundheit und das Leben der besonders gefährdeten Menschen zu schützen. Ihnen allen danke ich dafür, dass Sie bereits in den letzten Tagen in Ihren Pfarreien, Gemeinden und Gemeinschaften umsichtig und verantwortungsvoll viele Vorkehrungen getroffen haben, um der Krisensituation gerecht zu werden. Am vergangenen Freitag hatte ich einige Entscheidungen und Empfehlungen auf den Weg bringen lassen, um Ihnen einerseits Orientierung zu geben, anderer- seits aber auch Entscheidungsräume offen zu lassen, um den unterschiedlichen Gegebenheiten in den Städten und Regionen unseres Bistums gerecht zu werden.
Inzwischen verschärft sich die Bedrohungslage aber weiter. Immer mehr kommunale Behör- den untersagen alle öffentlichen Veranstaltungen, so dass das gottesdienstliche Leben in den kommenden Tagen nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Damit wir in unserem Bistum nun einen einheitlichen Weg gehen, ordne ich an, dass ab Montag, den 16. März, im Bistum Essen alle öffentlichenGottesdiensteaufunbestimmteZeitausgesetztwerden.Wirmüssenallestun,umdieAusbrei- tung des Corona-Virus zu verlangsamen und insbesondere die alten und schwachen Menschen in unseren Gemeinden und in der ganzen Gesellschaft zu schützen. Die radikale Einschränkung direkter sozialer Kontakte ist darum äußerst wichtig und verlangt auch den Verzicht auf unsere gottesdienst- lichen Versammlungen. Diese Entscheidung ist mir sehr schwergefallen. Unsere Gottesdienste – und insbesondere die Feiern der Eucharistie – sind die Mitte unseres Glaubens und des kirchlichen Lebens. So wird uns in dieser Fastenzeit nun ein schwerer Verzicht abverlangt, der aber auch wieder neu spürbar werden lässt, wie sehr das geistliche Leben das Herzstück unseres Christseins ist.
Auch wenn die Gottesdienste vorübergehend ausgesetzt werden, so verbindet uns doch weiterhin das Gebet. Gerade angesichts der schweren Krise sind wir eingeladen, das persönliche Gebet zu suchen oder aber in einem möglichst kleinen Kreis von Familienangehörigen, Freunden und Be- kannten die Verbindung zu Gott zu suchen, um Kraft und Hoffnung zu schöpfen. Deshalb bitte ich unsere Pfarreien und Gemeinden darum, auch weiterhin die Kirchen tagsüber nach Möglichkeit geöffnet zu halten, damit Menschen sich dort zum Gebet zurückziehen können. Darüber hinaus empfehle ich, die Übertragungen des Sonntagsgottesdienstes im Radio, Fernsehen oder Internet zu nutzen. Ausdrücklich möchte ich noch einmal betonen, dass die sogenannte „Sonntagspflicht“, die jedem katholischen Gläubigen die Teilnahme an der sonntäglichen Eucharistiefeier nahelegt, in dieser Krisenzeit aufgehoben ist.
Die Aussetzung der öffentlichen Gottesdienste gilt auf unbestimmte Zeit. Im Blick auf die Kar- und Ostertage werde ich Sie rechtzeitig informieren, wie wir diese besonderen Tage in der aktuellen Situation begehen können. Leider wissen wir nicht, wie die Pandemie verläuft, und wie wir unser Alltagsleben in den kommenden Wochen gestalten können.
Über die Absage der Firmfeiern hatte ich Sie bereits am Freitag informiert. Mit diesem Schreiben ordne ich nun auch verbindlich die Absage aller Erstkommunionsfeiern an. All diese Feiern können nach augenblicklichem Stand frühestens in der zweiten Jahreshälfte stattfinden. Auch Trauungen und Taufen sind grundsätzlich zu verschieben. Beerdigungen finden weiterhin statt, sollten aller- dings nach Möglichkeit nur in einem möglichst kleinen Kreis erfolgen. Begräbnisämter können nicht stattfinden und müssten auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
Alle zuständigen Seelsorgerinnen und Seelsorger bitte ich darum, in jedem Einzelfall die Angehöri- gen um Verständnis zu bitten und mit ihnen gemeinsam nach der jeweils angemessenen Weise der Verabschiedung von den Verstorbenen zu suchen.
Unsere Ordensgemeinschaften werden in dieser Zeit weiter für uns und mit uns beten. Es liegt im Ermessen jeder einzelnen Gemeinschaft, in welcher Weise sie innerhalb ihrer Gemeinschaften ihre Gebetszeiten und Gottesdienste in dieser Zeit feiern. Eine weitere Öffentlichkeit kann dazu aller- dings nicht zugelassen werden.
Mit unseren zahlreichen seelsorglichen und sozial-caritativen Diensten sind wir als Kirche im Bistum Essen in dieser schwierigen Zeit auch weiter nahe bei den Menschen in unserer Region. Unsere Pfarreien und Gemeinden, viele Organisationen und Einrichtungen sowie unsere Caritas- verbände stehen mit unterschiedlichen Diensten und Hilfen zur Verfügung.
Ich rufe alle Christinnen und Christen dazu auf, jetzt mit besonderer Achtsamkeit und Hilfsbereit- schaft mitzuhelfen, diese Krisenzeit zu bewältigen. Bitte stehen Sie den schwächeren Menschen und insbesondere auch den älteren Menschen bei. Leisten Sie Nachbarschaftshilfe, wo es nötig ist. Unterstützen Sie die Erkrankten und beruhigen Sie diejenigen, die verängstigt sind. Tragen Sie die notwendigen Entscheidungen und Maßnahmen mit, die unsere Behörden nach bestem Wissen in die Wege leiten. Vor allem: Bleiben Sie besonnen, wenn in dieser Situation manches hektisch und schwierig wird. In Krisenzeiten kann niemand für sich beanspruchen, alles perfekt zu machen und in jeder Situation die richtige Entscheidung zu treffen – darum brauchen wir Geduld und Nachsicht miteinander. Helfen Sie mit, Hysterie und Panik zu vermeiden. Mit Solidarität und einem liebevol- len Blick füreinander werden wir diese schwierige Zeit bewältigen können. Aktuelle Informationen zum Umgang mit dem Corona-Virus finden Sie weiterhin unter corona.bistum-essen.de.
Allen Einsatzkräften, medizinischen Teams, politischen Entscheidungsträgern und den vielen Hel- ferinnen und Helfern, die in der aktuellen Krisensituation besonders gefordert sind, danke ich herzlich für ihre gewissenhafte Arbeit. Beten wir füreinander; und beten wir vor allem für diejeni- gen, die durch das Corona-Virus erkranken. Weil wir an menschliche Grenzen stoßen, brauchen wir umso mehr die Verbindung zu Gott, der uns seinen Beistand und Segen verspricht. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler hat ein sehr schönes Gebet angesichts der Corona-Bedrohung verfasst, das ich uns für diese Zeit gerne ans Herz legen möchte. Ich füge es diesem Schreiben an und lade Sie ein, es in diesen Tagen und Wochen zu beten und weiterzugeben.
Ihnen allen übermittle ich meine herzlichen Grüße und Segenswünsche. Bleiben wir beieinander und miteinander verbunden.
Ihr Franz-Josef Overbeck Bischof von Essen
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